DER NEUE: ANDREAS MITTERMEIER
Ein Gespräch übers Theater

Wann hast du gemerkt, dass die Bühnenluft dein Element ist?

Da war ich zehn Jahre alt und Mitglied in der Theatergruppe der Zugspitz-Realschule. Bald darauf habe ich bei den Jugendkulturtagen – also außerhalb der Schule – erste Hauptrollen übernommen. Als ich das erste Mal vor 300 Zuschauern gespielt habe, war mein Spieldrang nicht mehr zu bremsen. Zu dem Zeitpunkt habe ich dann mit anderen Jugendlichen aus Garmisch-Partenkirchen und Umgebung eine eigene Theatergruppe namens „Bühnenwahn“ gegründet. Damit war der Grundstein für meine spätere berufliche Laufbahn nicht nur gelegt, sondern zementiert.

Du hast deine Leidenschaft ja dann auch wirklich zum Beruf gemacht.

Ja, ich habe zwischen 2010 und 2014 ein Schauspielstudium in Innsbruck absolviert und mit Diplom in Wien abgeschlossen. Danach war ich zweieinhalb Jahre als freischaffender Schauspieler unter anderem am Tiroler Landestheater in Innsbruck und an den Vereinigten Bühnen Bozen tätig. Anschließend hatte ich auch zwei Festengagements – eines in Thüringen am Landestheater Rudolstadt und das andere in Sachsen am Volkstheater Bautzen.

Das klingt wie ein erfüllter Traum.

Schon, aber ich habe irgendwann auch gemerkt, dass mir die Beschränkung auf Schauspiel einfach zu wenig ist. Also habe ich mich noch mal ganz „unkünstlerisch“ umorientiert. Ich habe einen Abschluss als Fachwirt mit Schwerpunkt Marketing in München gemacht und bin jetzt beim elterlichen Familienbetrieb Elektro- und Solartechnik Mittermeier GmbH in der Geschäftsführung tätig. Ganz ohne Theater und künstlerische Betätigung könnte ich aber auch nicht leben. Daher freue ich mich, dass ich seit 2023 Mitglied des Kulturbeirats Garmisch-Partenkirchen bin und jetzt die künstlerische Leitung von Creme Frech übernehmen darf. Das ist eine sehr ehrenvolle Aufgabe, die ich gerne angenommen habe.

Welche Ziele hast du dir gesetzt?

Natürlich wird sich etwas ändern. Schon allein, weil ich aus dem Sprechtheater komme, während Meggy Schäfer im Musiktheater geprägt wurde. Aber das Schöne ist, dass die Theatergruppe starke Wurzeln und viele engagierte Mitglieder hat. Die Spielfreude der Schauspielerinnen und Schauspieler lässt einem einfach nur das Herz aufgehen. Übrigens haben Creme-Frech-Gründerin Meggy Schäfer und ich am selben Tag Geburtstag – das kann doch als gutes Zeichen gesehen werden (schmunzelt).

Und was bringst du neben deiner Bühnenerfahrung mit?

Für mich sind ein soziales Ich, Nächstenliebe, Offenheit, Neugierde, Demokratie, Gleichberechtigung und Verantwortung wichtige Grundsteine im Leben. Ich bin ein sehr ehrlicher und werteorientierter Mensch, außerdem trage ich einen großen Revoluzzer in mir.

Was ist Theater für dich?

Die deutschsprachige Theaterlandschaft ist ein Kulturgut und kein „Fasching“ oder „Albernsein“ – auch wenn ich beide Eigenschaften im Theater wiederfinde und gern habe. Theater muss einen Anspruch an sich selbst haben. Theater muss für die Menschen sein, für die Gesellschaft, für dich – aus jeder Perspektive. Ob ich nun auf oder hinter der Bühne stehe oder im Publikum sitze. Mein Grundsatz lautet folglich „Theater für dich!“ und er wird immer im Mittelpunkt der gemeinsamen Arbeit stehen. Er ist offen, direkt und spricht jede und jeden an.

Deine Vision ist also...

... ein Theater, das mehr für etwas steht – und sich weniger gegen etwas richtet. Ich finde, in unserer heutigen, hektischen Welt nimmt das Dagegensein viel zu viel Platz ein. Scheinbar ist es oft leichter gegen etwas zu sein. Mit meiner Theaterarbeit möchte ich Menschen jedoch das Angebot machen herauszufinden, welche Fürs in ihnen schlummern und darauf warten entdeckt zu werden. Im Schauspiel können Menschen auf ganz unterschiedliche Weise und auf ganz verschiedenen Ebenen auf eine Entdeckungsreise zu ihren Möglichkeiten gehen. Ich freue mich auf die vielen verschiedene Welten, die wir zusammen entdecken dürfen. Auf viele Begegnungen. Auf den Spaß, den wir haben werden. Ich freue mich auf die gemeinsame Entdeckungsreise!